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Das zehnte Gebot

Aus der Dezember 1917-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wer das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit, aufmerksam liest, findet gar bald, daß dieses Werk in der Tat ein „Schlüssel zur Heiligen Schrift” ist. Nehmen wir z. B. das Gebot: „Laß dich nicht gelüsten.” Vom gewöhnlichen Standpunkt aus scheint kein triftiger Grund vorhanden zu sein, warum bloßes Wünschen (das schlimmstenfalls als nutzloses Denken und Zeitverlust angesehen wird) als eines der Hauptvergehen und als zur gleichen Gruppe von Sünde wie Götzendienst, Totschlag, Diebstahl, Ehebruch und falsches Schwören gehörend betrachtet werden soll. Unsre Gesetzgeber erkennen wohl die Zweckmäßigkeit und Notwendigkeit der meisten Gebote des Dekalogs an; daß aber das bloße Sich-gelüsten-lassen als ein Verbrechen angesehen werden muß, sehen sie nicht ein, und die schulmäßige Theologie ignoriert es im allgemeinen.

Für den Christlichen Wissenschafter ist jedoch das zehnte Gebot durchaus kein toter Buchstabe; es hat für ihn eine tiefe Bedeutung. Er sieht ein, daß „Ich wünsche” gleichbedeutend ist mit „Ich habe nicht,” ja es bedeutet in Wirklichkeit nichts andres als: „Gott vernachlässigt mich,” oder in gewissem Grade sogar, „Gott hat kein Dasein.” Sich gelüsten lassen heißt somit, daß man eine Denkweise bekundet, die eine Bekräftigung des Mangels, eine Verneinung der Allgegenwart und Fürsorge Gottes, des Guten, und daher eine Sünde ist. Wer sich gelüsten läßt, vergrößert die Summe des falschen menschlichen Glaubens an die Wirklichkeit einer fehlerhaften Schöpfung und eines unvollkommenen Schöpfers, statt sie zu verringern.

Der Kranke, dessen einziger Wunsch ist, gesund zu werden, sich dabei aber auf die leblose Materie verläßt, bricht das zehnte Gebot. Der in Armut Verfallene, der im materiellen Reichtum den einzigen Weg zum Glück erblickt, bricht das zehnte Gebot. Der sogenannte Anhänger der Christlichen Wissenschaft, welcher versucht, „die sofortigen Heilungen [zu] vollbringen, deren sie fähig ist,” dabei aber außer acht läßt, daß man dies nur tun kann, „wenn man das Kreuz auf sich nimmt und Christus im täglichen Leben nachfolgt” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 179), bricht ebenfalls das zehnte Gebot.

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